Engagierte Generation Z: „Wertschätzung ist das Kernelement im Ehrenamt“
Der 19-jährige Lenni Haas aus dem oberbayerischen Grafrath engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich und leistet nun mit Don Bosco Volunteers einen Freiwilligendienst in Benediktbeuern. Entscheidend für sein anhaltendes Engagement sind Vorbilder, motivierende Worte und Wertschätzung.
Benediktbeuern/Bonn, 2. Dezember 2024 – Wer denkt, die Generation Z sei faul und unmotiviert, hat noch nie mit Lenni Haas gesprochen. Der 19-Jährige aus dem oberbayerischen Grafrath sprudelt förmlich über, wenn er über sein ehrenamtliches Engagement in den vergangenen sechs Jahren und den Freiwilligendienst spricht, den er gerade mit Don Bosco Volunteers in der Don-Bosco-Jugendherberge Benediktbeuern macht.
Seit September ist er dort im Einsatz und packt für ein Taschengeld und Verpflegung überall mit an, wo seine Unterstützung gebraucht wird. Die meiste Zeit arbeiten Lenni und neun weitere Don Bosco Volunteers mit Schulklassen. „Das heißt, wir hospitieren bei Besinnungstagen und unterstützen die Bildungsreferenten. Wir veranstalten auch Spiele- und Discoabende für die Schülerinnen und Schüler“, erklärt er. „Es macht einfach richtig Spaß.“ Auch einfachere Aufgaben wie die Reinigung und Vorbereitung der Zimmer und Getränkemanagement machen einen kleineren Teil der Aufgaben aus. „Dabei sind wir im engen Austausch mit den anderen Bereichen der Klosteranlage.“ Am „coolsten“ findet er aber die Outdoorangebote wie Kanu- oder Hüttentouren für die Schulklassen, die die Volunteers ebenfalls begleiten. „Die schönsten Momente sind, wenn auch Klassen, die sich echt nicht leicht damit tun, sich auf die Angebote einzulassen, plötzlich aufblühen“, erzählt der Volunteer begeistert.
Den Entschluss, nach der Schule einen Freiwilligendienst bei Don Bosco zu machen, hatte Lenni schon Jahre zuvor getroffen. „Seit 2019 will ich diesen Freiwilligendienst hier machen. Ich wollte unbedingt Volunteer im Kloster werden“, sagt er mit einem Leuchten in den Augen. Schon seit vielen Jahren engagiert er sich hier ehrenamtlich und hat dabei auch frühere Volunteers erlebt. „Ich weiß noch genau, wie ich mich damals gefühlt habe, wie magisch das alles war“, erinnert er sich. „Und das möchte ich den Kindern und Jugendlichen, die heute hierher-kommen, alles wiedergeben. Ich möchte, dass die hier rausgehen und sagen: Boah, war das geil!“
„Wir haben Leute, die uns begleiten.“
Bei seinem Dienst und seinem weiteren ehrenamtlichen Engagement geht es Lenni immer auch um Spaß und besonders um soziale Kontakte. „Die Menschen und die Gemeinschaft sind oberste Prio bei mir“, betont der evangelische Christ, für den ein Engagement in einem katholischen Kloster keinen Widerspruch darstellt. Er freue sich immer, bekannte und neue Gesichter zu sehen, und genieße es deshalb auch, während seines Freiwilligendienstes in einer Wohngemeinschaft mit neun weiteren Volunteers zu wohnen. „Das ist wirklich ein großes Geschenk, dass wir so zusammenwohnen dürfen.“
Zu Don Bosco gekommen ist Lenni durch eine Freizeitfahrt mit seiner Familie. Eins kam zum nächsten und so engagierte er sich bei Freizeiten und zusammen mit einer Gruppe anderer ehrenamtlicher Jugendlicher in Benediktbeuern. Aber auch in seiner evangelischen Heimatgemeinde war und ist Lenni seit vielen Jahren in der Jugendarbeit engagiert. In Kürze wird er die Kinder und Jugendlichen der Gemeinde auch im Kirchenvorstand vertreten. In all seinen Ehrenämtern ist es ihm wichtig, „die Menschen da zu stärken, wo ich Potential sehe“. Das hat er als Jugendlicher selbst erfahren. „Mich haben immer schon ältere Leute motiviert, gestärkt und gestützt.“ Auch im Freiwilligendienst in Benediktbeuern sieht er diese Unterstützung. „Wir haben immer eine Anleitung. Wir haben Leute, die uns begleiten.“
Magdalena Wiesinger, Referentin für den Inlandsfreiwilligendienst bei Don Bosco Volunteers, weiß, wie wichtig das ist. „Für viele Freiwillige ist dieser Dienst die erste Berufserfahrung. Sie wünschen sich zurecht Anleitung und Unterstützung“, erläutert sie. Das sei nicht nur in Benediktbeuern so, sondern auch in allen anderen Einrichtungen Don Boscos in Deutschland, in denen aktuell 84 Don Bosco Volunteers ein Jahr lang einen Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr leisten.
„Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.“
Von der Politik wünscht sich Wiesinger mehr Anerkennung für die Leistung der Freiwilligen. „Das ist ein unverzichtbarer Dienst an der Gesellschaft und das sollten wir mehr würdigen“, macht sie deutlich. Deshalb fordert Don Bosco Volunteers ein höheres Taschengeld, kostenlosen Nahverkehr für Freiwillige und gemeinsam mit anderen Trägern einen Rechtsanspruch auf einen Freiwilligendienst. „Wo junge Menschen, Einsatzstellen und Träger sich auf den Abschluss einer Freiwilligendienst-Vereinbarung einigen, muss der Dienst garantiert sein und finanziert werden“, stellt Wiesinger klar. Forderungen nach einem Pflichtdienst sieht sie hingegen kritisch. „Das geht in die völlig falsche Richtung. Wir müssen attraktive Rahmenbedingungen für die Freiwilligendienste schaffen, sodass sich junge Menschen angesprochen fühlen und es sich junge Erwachsene aus allen Schichten leisten können, sich zu engagieren. Statt Zwang brauchen die bestehenden Dienste mehr finanziellen Spielraum und die Freiwilligen mehr gesellschaftliche Anerkennung.“
Auch Lenni hat die Erfahrung gemacht, dass Wertschätzung eine zentrale Rolle dabei spielt, ob Menschen sich engagieren. „Wertschätzung ist das Kernelement im Ehrenamt und das kommt viel zu oft noch zu kurz“, ist er überzeugt. Oft sind es die kleinen Gesten: ein Pfarrer, der für die Pause Leberkässemmeln holt, ein Schlüsselband als anerkennender Dank vom Einrichtungsleiter oder auch ein ehrliches Dankeschön. Bei Don Bosco hat er diese Wertschätzung erfahren. Nicht nur deshalb ist Lenni froh, sich für den Freiwilligendienst entschieden zu haben. „Ein ganzes Jahr mit anderen Volunteers in Benediktbeuern war mein Traum“, sagt er. Und er bereut es nicht, seinem Traum gefolgt zu sein. „Das war die beste Entscheidung. Ich kann mir nichts Besseres vorstellen.“
Text und Foto: Christoph Sachs